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Einfluss von Ansichten und Meinungen auf das Zusammenleben mit unseren Tieren

Sehr oft sehe ich Tierbesitzer, die Schwierigkeiten mit ihren Tieren haben und zusätzlich noch massiv verunsichert wurden durch Ansichten und Meinungen von Drittpersonen.

 

Aussagen wie:

„Warum legst du dir auch so einen Hund zu?!“ "Die sind halt schwierig."

„Du als Ersthundehalter hast doch keine Ahnung.“

„Dein Hund gehört in die Hände eines Profis. Du kannst das nicht.“

„Diese Art des Hundetrainings funktioniert sowieso nicht.“

„Du musst ihn härter ran nehmen.“

„Du verhätschelst ihn.“

„Warum lässt du den denn überhaupt aufs Sofa.“

etc.

 

Wie schnell bilden wir Menschen Meinungen über andere und werfen ihnen ungefragt irgendwelche Äusserungen über sie oder ihre Tiere vor die Füsse?!

Gutgemeinte Ratschläge können unter Umständen noch viel mehr verunsichern als dass sie helfen.

Klar wünschen sich viele Menschen, die Probleme mit ihren Tieren haben, Hilfe und Unterstützung. Die Frage ist doch was dann wirklich hilft?!

Dass sie vielleicht in einer sagen wir anspruchsvolle Kombination von Mensch und Tier leben, dass haben die Tierhalter meist schon herausgefunden. Ihnen dass nochmal unter die Nase zu streichen bringt definitiv keine Verbesserung, sondern kann noch mehr auf Kosten der Zuversicht und Freude in der Mensch-Tier-Beziehung gehen.

Da wünsche ich mir mehr Achtsamkeit unter uns Menschen und mit unseren Tieren.

 

Wie schnell denken wir in Kategorien oder Schubladen - gerade auch hinsichtlich unserer Tiere?

Ja, ein Hütehund beispielsweise ist ein Hütehund und wird mit grosser Wahrscheinlichkeit gewisse Anlagen mitbringen. Dennoch erachte ich es als wesentlich NICHT den Stempel "Hütehund" drüber zu legen, sondern jeden einzelnen Hütehund als Individuum zu betrachten. Weil er noch viel mehr ist als ein Label drauf.

 

JEDER EINZELNE (HÜTE)HUND HAT SEINE UREIGENE EINZIGARTIGKEIT UND GESCHICHTE, SOWIE EPIGENETIK, DIE ER MIT SICH BRINGT.

 

Ich habe nun meine vierte Australian Shepherd Hündin und jede Einzelne hätte nicht anders sein können als die Anderen.

Klar gibt es Themenbereiche, bei denen es tendenziell gemeinsame Nenner gibt wie beispielsweise die Erregungslage.

Und auch eine Erregungslage kann mehr oder weniger schnell hoch sein, sie kann mehr oder weniger schnell wieder runter kommen. Und eine erhöhte Erregungslage kann sich komplett unterschiedlich äussern.

Die eine Hündin hat gebellt, eine andere hat sich nur angespannt, die Dritte hat sich bewegt und die Vierte fiept. Wieder ein anderer Hüter beisst. Ja, so zeigen sich die Bilder verschiedener Hunde mit demselben Thema dann letztendlich auch anders.

 

 

GENAUSO WIE WIR TIERBESITZER ALLE EINZIGARTIG SIND UND IN EINER INDIVIDUELLEN ART UND WEISE IN VERBINDUNG SIND MIT UNSEREN TIEREN UND MIT IHNEN UMGEHEN.

 

So ist es für mich wichtig, wenn Menschen mit ihren Tieren zu mir kommen sie auch zu bestärken. Weil die allermeisten Tierhalter vieles mit ihren Tieren ganz wundervoll machen. Aber warum kommen sie denn? Weil Menschen dazu neigen den Fokus darauf zu halten, was nicht gut geht, sprich auf dem Problem.

 

Menschen können sich und ihre Tiere im Zusammenleben ganz schnell begrenzen mit ihren Ansichten.

Und wenn dann das Umfeld auch noch auf dem rumreitet was nicht klappt, dann fühlen sich Tierhalter oft noch mehr verunsichert.

Um ihnen neue Zuversicht zu geben, kann ich nicht nur über die Probleme sprechen.

 

Klar geht es auch darum an unerwünschtem Verhalten zu arbeiten, damit es sich verändern kann. Und gleichzeitig weiss ich aus jahrelanger Arbeit, dass Ansichten und Meinungen, die wir über unsere Tiere haben - egal ob unsere eigenen oder vom Aussen abgekauft - oft nicht helfen. Dass sie Menschen oft noch unter Druck setzen oder sie sich falsch machen wegen Ansichten anderer. Und das hilft letztendlich weder ihnen noch ihren Tieren.

 

 

MENSCHEN ZU BESTÄRKEN IN IHREM SEIN UND ZUSAMMENLEBEN MIT IHREM TIER GEHÖRT EBENSO ZU MEINEM WIRKEN.

Genauso wie ich mir auch erlaube anzusprechen, wenn ich etwas sehe, was nicht ok ist. Oder wenn jemand in einer Einbahnstrasse steckt. Die Frage ist doch immer WIE ich es bei WEM tue. Und ja, manchmal braucht es einen Augenöffner, der in beide Richtungen sein kann.

 

Gleichzeitig ist das Tier bereits da und dann dürfen wir achtsam sein damit, was jetzt Sinn macht und was nicht.

 

Anders sieht es aus vor der Anschaffung eines Tieres. Es ist definitiv sinnvoll sich zu überlegen welches Tier wirklich zu einem passt und vernünftig zu denken. Und gleichzeitig darf auch da darf das Herz mitspielen - denn alles im Leben hat seinen Sinn. Manchmal finden unsere Tiere auf seltsamen Wegen zu uns. Darüber aber in einem anderen Blogartikel.

 

©med. vet. Fabienne Fust, MENSCH & TIER IM GLEICHKLANG, www.fabiennefust.ch, Juli 2022.