· 

Projektionen, Selbstverantwortung und Lebenskraft

Kennst du das, wenn andere Menschen dich beurteilen, bewerten und dir ihre Meinungen und Wahrheiten überstülpen? Wenn sie ihre eigenen Erfahrungen auf dich projizieren?

 

Meistens natürlich ungefragt, oft auch unbewusst.

Wir machen es alle, wenn wir nicht sehr achtsam sind. Weil wir zu einem großen Teil gelernt haben, den Fokus ins Außen zu verlagern. Auch geht es in unserer Gesellschaft leider oft darum einen Schuldigen zu suchen. Es ist so viel einfacher mit dem Finger auf andere zu zeigen, als vor der eigenen Türe zu wischen und sich selber wirklich zu spüren. Vor allem hinsichtlich Gefühlen, die man nicht gerne fühlen möchte - Trauer, Wut, Scham, Schuld usw. Gefühle, die viele von uns im Laufe des Lebens verlernt haben zu fühlen und aushalten zu können.

 

Hast du dir einmal überlegt wie hoch der Preis ist, den wir jedoch für solches Verhalten bezahlen?

Wieviel unserer Lebenskraft verschenken wir, wenn wir nicht fühlen?

Wieviel  Lebensenergie kostet es uns in Schach zu halten, was wir nicht haben wollen?

 

 

Damit umgehen zu können, wenn andere Menschen auf mich projizieren war und ist in den letzten Jahren ein ganz großes Lernfeld für mich.

Teilweise begegneten mir sehr heftige Projektionen, die mich erstmal auch sehr getroffen haben respektive hoch holten, was in mir noch gefühlt werden durfte.

So gesehen darf es als Geschenk angeschaut werden, wenn andere auf einen projizieren und man dadurch die Möglichkeit bekommt sich selber weiter zu entwickeln.

 

Es ist gefühlt ein Quantensprung zu früher. Heute doch sehr schnell bewusst zu haben was mein Anteil an den Projektionen anderer auf mich ist und was nicht.

Früher habe ich alles zu mir genommen. Die ganzen Ansichten, Vorwürfe und Emotionen des Gegenübers. Ich konnte kaum mit solchen Situationen umgehen, war total überfordert und verletzt. 

Heute kann ich größtenteils unterscheiden. Ich habe es gelernt. Durch viel Bewusstwerdung, Übung und eine klare innere Führung. Es braucht manchmal ganz schön viel Disziplin nicht in die alten Muster abzurutschen und mich an den Punkt zu leiten, an dem ich klar unterscheiden kann. Und mit jedem einzelnen Mal gelingt es mir besser, weil auch hier definitiv gilt: "Übung macht den Meister".

 

Früher habe ich mich dafür immer falsch gemacht und fühlte mich schuldig.

Heute gibt es dafür kaum mehr einen Grund. Ich bin und handle weitgehend integer. Immer mehr. Auch wenn das manchmal alles andere als einfach ist.

Was bleibt ist ein tiefer Schmerz. Ein Schmerz nicht verstanden, nicht gesehen und nicht geachtet zu werden. Respektive falsch verstanden worden zu sein. Auch diesen Schmerz darf ich aushalten, denn er ist in mir.

Gleichzeitig weiß ich, dass das nicht mit mir zu tun hat, respektive doch. Damit, dass ich im Gegenüber etwas auslöse, wenn ich in meiner Wahrhaftigkeit stehen bleibe.

 

Dennoch tut es weh. Dann in der Liebe für mich und mein Gegenüber zu bleiben ist ein großes Ding. Ich lerne. Und ich weiß, dass das Geschenk das ich mir und meinem Gegenüber damit mache von unermesslichem Wert ist.

Mich selbst zu fühlen, die Verantwortung für meinen Teil wirklich zu tragen und nicht nach Außen in Verstrickungen einzugehen - das schenkt wahre Freiheit. Ich lasse dem Gegenüber seine Anteile des "Spieles", so dass er oder sie die Möglichkeit hat in die Selbstverantwortung zu kommen. Und auch dafür lasse ich die Verantwortung beim Gegenüber. Ich selber spiele das Spiel nicht mehr mit.

 

Weißt du wie einfach es wäre zurück zu schlagen, zu werten und auch zu urteilen? Zumindest im ersten Moment!

Langfristig dient es mir nicht. Und in Wahrheit auch kurzfristig nicht. Höchstens als Ablenkung, um meinen eigenen Schmerz nicht fühlen zu müssen. Diesen Weg wähle ich nicht mehr, weil er mich von mir selber und meiner Lebenskraft abtrennt.

Und ganz ehrlich? Meistens gelingt es mir, aber auch nicht immer. Dann wähle ich einfach wieder neu.

 

Wohl eines der aller größten Learnings in meinem Menschenleben. Und ich übe und entwickle mich immer weiter.

Ich will frei sein.

 

(Und im selben Moment finde ich eine wunderschöne Taubenfeder - die Taube als Symbol des Friedens - danke Universum.)

 

Wie geht es dir mit meinen Worten und dem Umgang mit Projektionen?

Wo wertest, urteilst und projizierst du noch auf andere?

Wie ehrlich kannst du da mit dir selber sein?

 

Auch mir passiert es manchmal noch. Und es ist ok. Es ist ein Weg. Das Bewusstsein wächst und wir können uns stetig weiter entwickeln, immer selbstverantwortlicher werden und immer mehr bei uns selbst ankommen. 

 

Wie möchtest du wählen und dich verändern?

 

©med. vet. Fabienne Fust, SEELENGESUND - MENSCH & TIER IM EINKLANG, www.fabiennefust.ch, Oktober/November 2022.